(26.02.25) Als Bachs Johannespassion am Karfreitag 1724 erstmals erklang, war diese neue Art einer Passionsmusik für viele seiner Zeitgenossen sehr verstörend. Eine derart kühne, dramatische, emotionale und geradezu opernhafte Darstellung der Leidensgeschichte Jesu hatte man zuvor nie gehört. Von einem Skandal ist nichts überliefert, es gibt aber auch keine dokumentierten Worte der Anerkennung – wohl aber plausibel klingende Spekulationen darüber, warum Bach die Johannespassion für den Karfreitag 1725 gründlich umarbeitete. Er tauschte die Anfangs- und Schluss-Sätze aus, strich ganze Passagen und komponierte drei neue Arien hinzu.
Hatte Bach sich 1724 allzu deutlich über das in seinem Dienstvertrag festge-schriebene Verbot, „opernhaft“ zu komponieren, hinweggesetzt? Waren es eher theologische Gründe? Für das Verständnis der Leipziger Geistlichkeit hatte Bach 1724 möglicherweise die erwünschte Karfreitags-Trauerstimmung vernachlässigt und sowohl mit der Darstellung eines unbeugsamen und siegesbewussten Jesus als auch mit der vorweggenommenen Auferstehungsfreude theologische Tabus verletzt.
Gropper unterstreicht: „Die Umarbeitung der Johannespassion in der Zweitfassung 1725 bringt weitere atemberaubende Musik in das Werk, Sätze, die zum Teil heute noch erlebbar sind (weil der neue Eingangschor “O Mensch, bewein dein Sünde groß” später in die Matthäuspassion einging ), zum Teil heute nicht mehr erklingen (etwa die neuen Arien für Tenor und Bass ). Ich finde es spannend, dass die Johannespassion ein offenes Werk in einem Prozess der Veränderung und
Variierung ist, nicht ein hermetisch abgeschlossenes Stück.“
Sonntag, 23. März 2025, 18.00 Uhr
Himmelfahrtskirche München-Sendling
Johann Sebastian Bach: Johannespassion (Fassung von 1725)
Verena Gropper, Sopran; Regine Jurda, Alt; Christian Rathgeber, Tenor;
Thomas Scharr, Bass; Barockorchester L`arpa festante; Arcis-Vocalisten München. Leitung: Thomas Gropper
Tickets: www.bellarte-muenchen.de und MünchenTicket
www.arcis-vocalisten.de
Foto / Daniel Delang